Damit Ihr Kind Dinge, die es lernt auch gut behalten kann, schauen Sie doch mal, auf welchem Lernkanal Ihr Kind unterwegs ist.
Es gibt unterschiedliche Lernkanäle und jeder Mensch ist anders.
Der eine lernt über das Hören – das ist dann eher der auditive Lerntyp. Der andere lernt besser über das Sehen – das ist dann der visuelle Lerntyp. Ein anderer lernt am besten, wenn er sich dabei bewegt, wenn er Dinge anfasst und (be)greift – hier sprechen wir vom kinästhetischen Lerntyp.
Was der Mensch hört, behält er sich zu 20 %.
Was der Mensch sieht, behält er sich zu 30 %.
Was der Mensch hört und sieht, da liegt die Erinnerungsquote schon bei 50 %.
Die Erinnerungsquote liegt bei 90 %, wenn der Mensch alle Sinne einsetzt, also hören, sehen, darüber diskutieren, selber machen, sich bewegen.
Deshalb lohnt es sich einmal zu schauen, auf welchem Lernkanal Ihr Kind unterwegs ist.
Sie können das ganz spielerisch testen!
Möglichkeit 1:
- Lassen Sie Ihr Kind 10 Gegenstände für 1 Minute betrachten. Decken Sie nun die Gegenstände zu. Bitten Sie Ihr Kind die Gegenstände zu nennen, die es gesehen hat. An wie viele Gegenstände kann sich Ihr Kind erinnern? Das ist die visuelle Wahrnehmung.
- Lesen Sie Ihrem Kind nun 10 Begriffe vor. Wie viele Begriffe kann Ihr Kind wiedergeben? Das ist die auditive Wahrnehmung.
- Legen Sie 10 Gegenstände unter eine Decke. Bitten Sie Ihr Kind mit den Händen die Gegenstände zu ertasten. Wie viele Gegenstände konnte sich Ihr Kind merken? Das ist die kinästhetische Wahrnehmung
- Schreiben Sie auf 10 Karten einen Begriff. Zeigen Sie Ihrem Kind nacheinander eine Karte. Ihr Kind liest den Begriff. Wie viele Begriffe kann Ihr Kind nun wiedergeben? Das ist auch wieder die visuelle Wahrnehmung.
Möglichkeit 2:
- Nehmen Sie ein Thema, das Ihr Kind gerade in der Schule lernen muss. Lassen Sie Ihr Kind den Stoff durchlesen. Schauen Sie anschließend, was Ihr Kind noch weiß. Hier haben wir wieder die visuelle Wahrnehmung.
- Lesen Sie Ihrem Kind den Text vor. Wie viel bleibt bei Ihrem Kind hängen? Hier handelt es sich um die auditive Wahrnehmung.
- Lassen Sie Ihr Kind zum Thema ein Bild malen, lassen Ihr Kind beim Erzählen im Raum umhergehen. Lassen Sie Ihr Kind Stichwörter zum Thema auf ein Blatt schreiben und verteilt im Raum auslegen. Es soll nun zu jedem Stichwort hinlaufen und dann alles, was ihm zum Stichwort einfällt, erzählen. Hier handelt es sich um die kinästhetische Wahrnehmung.
Sie werden schon bald merken, welchen Lernkanal Ihr Kind bevorzugt.
Toll ist es, diesen Lernkanal dann auch zu nutzen, noch besser ist es, wenn Ihr Kind nach und nach lernt, auch die anderen Kanäle einzusetzen. So wird auch der Lernerfolg größer sein.
Hier ein paar Tipps, wie Sie die unterschiedlichen Lernkanäle zusätzlich nutzen können.
Ist Ihr Kind eher auf dem visuellen Kanal unterwegs, dann
- schreiben Sie z.B. Wörter, die Ihr Kind immer wieder falsch schreibt oder Lerntexte auf Zettel auf und hängen Sie diese an den Wänden auf. Möglichst an unterschiedlichen Stellen, in der Küche, im Kinderzimmer, an der Klotür, eben dort wo sich ihr Kind viel aufhält, so dass Ihr Kind diese immer wieder sehen kann. Das Gehirn nimmt diese Informationen unbewusst wahr, wenn der Blick darauf fällt. Ihr Kind kann aber auch bewusst die Aufmerksamkeit darauf lenken. Die Blätter können auch bunt sein, mit Zeichnungen oder Skizzen.
- lassen Sie Ihr Kind wichtige Dinge, die es vielleicht für die Arbeit am nächsten Tag braucht, auf einen Zettel schreiben und das dann kurz vor dem Einschlafen noch einmal durchlesen. Dann das Licht ausmachen und schlafen. Das Gehirn speichert nun das Gelesene im Schlaf.
- nutzen Sie dies auch für das 1 x 1. Nehmen Sie auch hier für jede Aufgabe ein Blatt, schreiben die Aufgabe darauf und hängen dies auf. Möglichst in der ganzen Wohnung, dass der Blick immer wieder darauf fallen kann. Auch hier erfolgt das Merken über die bewusste und unbewusste Wahrnehmung.
- Eine andere tolle Möglichkeit haben wir entdeckt, was das 1 x 1 betrifft. Wenn Sie eine Treppe haben in Ihrer Wohnung mit mind. 10 Stufen, dann kleben Sie die Rechenaufgabe z.B. vorne bei jeder Treppenstufe von unten nach oben hin. Z.B. wenn Ihr Kind den 8er Schritt lernen muss. 1 x 8 = 8 kommt an die unterste Treppenstufe, 2 x 8 = 16 kommt an die zweite Treppenstufe usw.. Sie können natürlich auch verschiedene Reihen nebeneinander kleben. Auch hier geschieht über die bewusste und unbewusste Wahrnehmung das Abspeichern, immer, wenn Ihr Kind die Treppe hinaufgeht. Und es wird auch gleich der kinästhetische Kanal eingesetzt, weil das Kind in Bewegung ist.
Ist ihr Kind eher auf dem auditiven Kanal unterwegs, dann
- lesen Sie Ihrem Kind den Lernstoff vor.
- lassen Sie Ihr Kind den Lernstoff laut lesen. So sieht und hört es gleichzeitig den Text.
- bieten Sie Ihrem Kind eine Möglichkeit, den Lernstoff irgendwo aufzusprechen, z.B. auf dem Handy oder einem anderen Aufnahmegerät. Es kann dann das Aufgesprochene anhören beim Spazierengehen, beim Fahrradfahren oder auch wenn es ganz entspannt auf dem Sofa liegt oder abends vor dem Einschlafen. Auch wenn Ihr Kind dabei einschlafen sollte, das Unterbewusstsein bekommt alles mit und speichert die Inhalte.
- Rhythmus, Singen, Klatschen kann auch eine Möglichkeit sein, den auditiven Kanal zu nutzen. Wenn Ihr Kind sich schwierige Wörter merken muss, kann es diese in einem unterschiedlichen Rhythmus sprechen, kann die Wörter singen oder es kann das Wort klatschen.
Ist Ihr Kind eher auf dem kinästhetischen Kanal unterwegs, dann
- kann es seinen ganzen Körper einsetzen, indem es beim Lernen im Raum umhergeht.
- lassen Sie Ihr Kind das 1 x 1 aufsagen und dabei die Überkreuzbewegung machen. Linke Hand zum rechten Knie und umgekehrt. Dabei werden beide Gehirnhälften aktiviert und das 1 x 1 kann besser behalten werden. Das gleiche geht auch, wenn es z.B. ein Gedicht oder Vokabeln lernen muss.
Eine tolle Übung haben wir in dem Buch gefunden von Hedy-Lötscher Gugler – Lernen mit Zauberkraft. Wörter hüpfend auf dem Trampolin einprägen. Das können Lernwörter für ein Diktat sein, Vokabeln oder Fremdwörter. Schreiben Sie dazu das Wort groß auf ein Blatt, möglichst in der Lieblingsfarbe Ihres Kindes. Halten Sie das Blatt oder hängen Sie das Blatt mit dem Wort so hin, dass Ihr Kind das Wort mit seinen Augen beim Hüpfen nach links oben lesen muss. Das ist die Position, wo das visuelle Erinnern stattfindet. Lassen Sie nun ihr Kind hüpfen und dabei das Wort buchstabieren. Lassen Sie es ruhig ein paar Mal buchstabieren. Z.B. das Wort F – A – H – R – R – A – D. Nun wird ein Buchstabe ersetzt durch ein Wort, das für Ihr Kind eine positive Bedeutung hat. So werden Bilder und Gefühle aktiviert und ganzheitliches Lernen kann stattfinden. Bitten Sie Ihr Kind nun das – h – durch sein Lieblingstier zu ersetzen. Das Kind hüpft dann F – A – Affe – R – R – A – D. Nun lassen Sie z.B. die 2 – r – durch die Lieblingsfarbe ersetzen. Das Kind hüpft dann F – A – Affe – rot – rot – A – D Sie können entweder alle Buchstaben ersetzen oder auch nur zwei oder drei. Die Buchstaben können ersetzt werden durch Farben, Zahlen, Tiere Hobby, Lieblingsessen, aber auch durch Handlungen, wie z.B. klatschen.
- Das Kind dreht sich nun um und nennt nun die Wörter beim Hüpfen auswendig.
- Dann macht Ihr Kind das Ganze rückwärts. Erst die Buchstaben nennen beim Hüpfen und dann ersetzen mit den gleichen Wortbildern. Dann umdrehen und die Wörter rückwärts sagen beim Hüpfen.
- Beim letzten Durchgang die Buchstaben des Wortes rückwärts sagen ohne hinzuschauen.
- Dann noch einmal hüpfen und das Wort auswendig vorwärts und rückwärts buchstabieren.
So werden Wörter sehr schnell über alle Kanäle gespeichert. Zusätzlich wird das Wort mit neuen Bilder verknüpft. Das Rückwärtsbuchstabieren gelingt so ganz leicht, was bedeutet, dass das Wortbild gesichert ist. Ersetzen Sie am Anfang noch alle Buchstaben, später genügt es auch nur einige Buchstaben durch Wörter zu ersetzen.
Wenn Sie kein Trampolin haben, können Sie auch zwei oder drei Buchstaben durch Bewegungen ersetzen, wie Händeklatschen, Hüpfen, Stampfen. Lassen Sie der Kreativität Ihres Kindes freien Lauf.
Viel Freude beim Ausprobieren dieser Möglichkeiten!