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Wir erleben immer wieder in unserer täglichen Arbeit, dass es Kindern manchmal sehr schwer fällt, über ihre Gefühle und Emotionen zu sprechen. Sie haben keine Worte dafür. Sie kennen oft nur gut oder schlecht.

Deshalb – sprechen Sie viel mit Ihrem Kind. Helfen Sie Ihrem Kind zu erkennen und zu verstehen, wie viele verschiedene Gefühle es gibt und wie sie alle heißen.

Nehmen Sie die Gefühle Ihres Kindes ernst und geben Sie Ihrem Kind eine Rückmeldung seiner Gefühle in Worte, die Sie jetzt gerade erkennen können. Und das kann schon im Babyalter stattfinden. Das nennt man Spiegeln.

Beispiele:
„Oh, ich sehe, Du bist gerade unzufrieden, weil Du nicht an Deinen Ball kommst, oder? Das kann ich verstehen. Schau, ich lege Dir den Ball ein wenig näher und dann kommst Du dran. Toll, jetzt hast Du den Ball, jetzt freust Du dich aber!“

Bei Kleinkindern kann dann schon ein Dialog erfolgen:

„Du bist jetzt aber gerade enttäuscht, dass Dein Bruder Dich nicht mit seinem neuen Auto spielen lässt, oder?“

„Ich merke gerade, dass du ganz schön wütend bist, dass Du den Schokoriegel nicht bekommst. Ich verstehe das, aber wir haben zu Hause noch viele davon. Du kannst zu Hause dann einen bekommen. Einverstanden?“

So lernt Ihr Kind, Gefühle wahrzunehmen und später auch selbst auszudrücken. Das ist so wichtig. Vielen Erwachsenen fällt es oft auch schwer über Gefühle zu sprechen, aber auch nur deshalb vielleicht, weil sie es als Kind nicht gelernt haben, Gefühle zu benennen. Deshalb geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, die bunte Palette der Gefühle kennen und benennen zu lernen.

Gefühle erkennen und benennen sind die wichtigsten ersten Schritte, damit Kinder lernen mit ihren Gefühlen auch umzugehen. Indem Sie als Mama oder Papa die Gefühle Ihres Kindes zurückspiegeln, geben Sie ihm dafür ein wichtiges Werkzeug an die Hand.“ (So viel Freude so viel Wut, Nora Imlau).

Nora Imlau hat noch einen weiteren sehr interessanten Tipp, was das sog. Spiegeln betrifft:
Eltern können ihrem Kind ja nur das Gefühl wiederspiegeln, das sie gerade wahrnehmen. Und das kann manchmal auch ganz schön daneben liegen. Unser Wahrnehmen der Emotionen hängt auch immer wieder von unserem eigenen Gefühlszustand, unserer eigenen Einschätzung ab. So kann es manchmal unbeabsichtigt und unbewusst passieren, dass Eltern ihre eigenen Ängste und Unsicherheiten auf das Kind projizieren. So kann es z.B. sein, dass Eltern ihre eigenen Ängste vor einer bevorstehenden Klassenfahrt immer wieder auf das Kind projizieren, bis es diese Gefühle als seines annimmt.
Deshalb beschreiben Sie Gefühle möglichst wertfrei. Z.B. „Du möchtest sicher wieder nicht in den Kindergarten!“, „Du wirkst gerade sehr angespannt auf mich!“. Solche Aussagen lassen dem Kind mehr Raum. Stellen Sie auch sämtliche Dialoge als fragende These in den Raum.

Lesen Sie einmal folgenden Dialog (ebenfalls entnommen aus „So viel Freude so viel Wut“ von Nora Imlau):
„Du wirkst gerade wütend auf mich, kann das sein?“
Kind schüttelt mit dem Kopf.
„Ach, du bist gar nicht wütend, bist Du traurig?“
Das Kind schüttelt wieder mit dem Kopf.
„Es geht Dir jedenfalls nicht so gut, oder?“
Kind nickt zögerlich.
„Magst Du mir nicht sagen, warum Du Dich nicht gut fühlst?“
„Auto.“
„Ach, Du wolltest heute Morgen Dein Auto mit in die Kita nehmen?“

Kind nickt.
„Und ich habe nein gesagt.“
Kind nickt stürmisch und hat Tränen in den Augen.
„Und deshalb bist Du jetzt enttäuscht und auch ein bisschen sauer auf mich.“
Kind nickt.
„Das kann ich verstehen!“

Nora Imlau schreibt: „Kinder, die so in ihren Gefühlsregungen ernst genommen und begleitet werden, entwickeln dadurch nach und nach die Fähigkeit, das Durcheinander der Emotionen in ihrem Inneren zu sortieren und zu erkennen, was sie gerade eigentlich alles genau empfinden und warum sie gerade so aus der Balance geraten sind – und das ist die Grundvoraussetzung dafür, den eigenen Gefühlshaushalt zu regulieren.“

Tipps, wenn Ihr Kind wütend ist:

1. Fertigen Sie doch einmal Gefühlekarten mit Ihrem Kind an. Malen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Karten mit Gesichtern mit unterschiedlichen Emotionen. So kann Ihr Kind zeigen welche Emotion es gerade hat, wenn es keine Worte dafür findet.

2.     Nehmen Sie vor allen Dingen die Wutanfälle Ihres Kindes nicht persönlich. Ihr Kind testet gerade seine Grenzen aus. Das ist zwar eine „anstrengende“ Zeit aber ganz normal. Ihr Kind braucht das, um seinen Platz zu finden, um ein Bewusstsein zu bekommen, über seine eigenen Fähigkeiten und Begrenzungen. Wenn ein Kind an seine Grenzen stößt, treten Frustrationen auf, die sich in Wutausbrüchen äußern können. Es hat noch keine andere Lösung für sich gefunden. Hier ist die Hilfe von Mama und Papa gefragt.

3.     Wenn Ihr Kind wütend ist, erreichen Sie Ihr Kind in dem Moment nicht mit Ihren Argumenten. Damit Sie vernünftig mit Ihrem Kind sprechen können, sollte es sich beruhigt haben. Schicken oder führen Sie es in sein Zimmer, bleiben Sie ganz ruhig dabei. Ihre Stimme sollte nicht wütend oder vorwurfsvoll klingen. Machen Sie Ihrem Kind klar, dass es nun eine Pause hat, in der es sich beruhigen kann. Vielleicht stellen Sie sogar einen Wecker ins Zimmer, damit es weiß, wann es wieder herauskommen kann. Diese Pause sollte in Minuten nicht länger sein als das Alter des Kindes. Wenn Ihr Kind sich beruhigt hat, dann wärmen Sie den Konflikt nicht wieder auf, sondern lassen Sie Ihr Kind spüren, wie lieb Sie es haben und nehmen es in den Arm. Erkennen Sie vielmehr an, dass Sie stolz auf Ihr Kind sind, weil es sich in der Pause so toll beruhigt hat. Sprechen Sie zu einem späteren Zeitpunkt über die Situation, in einer entspannten Atmosphäre.

4.     Verzichten Sie auf „Verallgemeinerungen“. „Du bist immer nur böse!“. Wenn Sie sich diesen Satz recht überlegen, ist er ja nicht wahr. Ihr Kind ist auch ein liebes, nettes und fröhliches Kind.

5.     Versuchen Sie möglichst ruhig zu bleiben, auch wenn Ihr Kind Sie noch so sehr zur Weißglut bringt. Schreien Sie nur in akuten Gefahrsituationen. Wenn Sie im Streit leise sprechen, wird sich Ihr Kind anpassen.

6.     Damit Sie ruhig und gelassen bleiben können, ist es wichtig, dass Sie entspannt sind und bleiben. Bringen Sie sich bewusst in einen entspannten Zustand. Atmen Sie ein paar Mal tief ein und aus, machen Sie beim Einatmen eine Faust mit Ihren Händen und öffnen Sie diese wieder beim Ausatmen.

Auch die sog. „Spannungskugel“ hat sich bewährt. Spannen sie gleichzeitig ihre gesamte Muskulatur an, halten die Spannung für einen Moment und lassen dann wieder los.

Und wenn es gar nicht mehr geht, gehen Sie aus der Situation heraus, gehen Sie ins Badezimmer oder ins Schlafzimmer, bis Sie sich wieder beruhigt haben. Auch Sie können eine „Pause“ einlegen.

7.     Manchmal müssen Kinder ihre Wut auch einfach mal rauslassen dürfen. Vielleicht haben Sie einen Raum, in dem Ihr Kind seine Wut einmal rausschreien darf, es darf dabei auch schimpfen oder mit den Füßen stampfen. Lassen Sie Ihr Kind auf ein Wutkissen boxen oder Luftballons zertreten. Hängen Sie einen Boxsack auf oder füllen Sie einen Kartoffelsack mit Schaumstoff (Wutsack) und hängen diesen auf. Das Kind darf nach Herzenslust draufhauen.

Sie können auch einen Brülleimer aufstellen. Kaufen Sie einen Eimer und bekleben diesen gemeinsam mit Ihrem Kind. Wenn Ihr Kind wütend ist, kann es in diesen Brülleimer hineinbrüllen. Auch für Mama und Papa gedacht!

7.     Eine weitere Möglichkeit ist das Grimassenschneiden vor einem Spiegel. Wenn Ihr Kind wütend ist, soll es Grimassen schneiden und sich dabei im Spiegel selbst beobachten. Die Wut wird bald verflogen sein.