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Marte Meo – „Aus eigener Kraft“

Während des Schreibens dieses Blogartikels bin ich zufällig auf einen Artikel in unserem Gemeindebrief gestoßen, hier war u.a. auch von Gesprächsführung die Rede.

Wann ist ein Gespräch gut?

„Gute Gespräche führen geschieht in einem lebendigen Prozess, in der Haltung der aufmerksamen Begegnung“.

Erwischen Sie sich manchmal dabei, dass Sie im Gespräch zwar körperlich anwesend sind, aber geistig überhaupt nicht, weil Sie eventuell müde sind, vielleicht auch gestresst oder genervt?

Heiderose Gärtner schreibt:

„Reden zwei Menschen miteinander, müssen sie zu „Weltreisenden“ werden, von ihrer eigenen Welt zu der des Gegenüber gelangen. Auf diese Weise beginnen Sie eine Brücke zwischen zwei sich scheinbar fremd gegenüberstehenden Welten zu bauen.“

Ich finde diesen Satz von Frau Gärtner sehr interessant und passend.

Ihr Kind ist Ihnen nicht fremd, dennoch hat es manchmal den Anschein, dass Sie dort „in der Welt Ihres Kindes“ nicht ankommen.

Woran liegt das?

Wenn wir in Kommunikation gehen mit einem anderen Menschen, mit dem Partner oder mit unserem Kind, dann sprechen auch immer unsere Mimik, Gestik, Haltung und Stimme mit und die sind oft „lauter“, als unsere Worte. Auch das Zuhören spielt eine große Rolle und ist eine Haltung und ein aktiver Vorgang auf dem Weg, den anderen besser zu verstehen. Wir nehmen so aufmerksam Anteil an dem, was unser „Gegenüber“ bewegt.

Wie schaffen Sie es jetzt – als Mama oder Papa – in die Welt Ihres Kindes einzutauchen? Wie gelingt es Ihnen, Ihr Kind besser zu verstehen, eine gute Kommunikation zu führen? Wie gelingt es Ihnen, die Zeit, die Sie mit Ihrem Kind haben, sinnvoll und mit Inhalt zu füllen, damit Ihr Kind sich verstanden und angenommen fühlt und vor allen Dingen daraus für sein Leben lernt? Es muss ja auch lernen mit anderen Kindern und Menschen in Kontakt zu kommen.

Die Marte Meo Methode von Maria Aarts hilft dabei, diese „Weltreise“ in die Welt Ihres Kindes anzutreten und dann auch dort anzukommen.

1. Wenn Sie von der Arbeit nach Hause kommen, dann begrüßen Sie Ihr Kind und sagen Sie ihm, dass Sie einen Moment für sich brauchen, um zu Hause anzukommen. (Marte Meo spricht hier von „benennen“. Sie sagen Ihrem Kind Ihre Bedürfnisse, Sie benennen das, was Sie brauchen!)

…und dann machen Sie auch, was nötig ist, damit Sie wieder in einen guten Zustand kommen.

Sie können sich für einen Moment hinsetzen, sich z.B. auf Ihre Atmung konzentrieren, ein kurzes Powernapping machen, unter die Dusche gehen. Eben etwas, um zu Hause anzukommen. Der Tag war lang und stressig und Sie können nicht sofort den Schalter umlegen und dann direkt Mama oder Papa sein.

Gönnen Sie sich diese Zeit.

2. Nun können Sie entspannt und mit einer guten Stimmung zu Ihrem Kind hingehen. Entweder Sie setzen sich zu Ihrem spielenden Kind oder wenn Ihr Kind schon etwas älter ist, können Sie sich entspannt mit ihm unterhalten. Zum Beispiel fragen Sie, was es heute alles Tolles erlebt hat. Seien Sie aber auch ganz offen, für seine Probleme und Fragen. Ihr Kind spürt, dass Sie jetzt nicht nur körperlich, sondern auch geistig anwesend sind. (Nach Marte Meo sorgen Sie somit für eine gute Atmosphäre).

Wenn es Ihnen gut geht, wenn Sie entspannt sind, dann geht es auch Ihrem Kind gut und es kann entspannt die Zeit mit Ihnen verbringen, was immer Sie auch gemeinsam machen.

Klingt sehr einfach und ist tatsächlich sehr wirkungsvoll.

Gerald Hüther erklärt das so: „Weiterentwicklung ist nur in Beziehung möglich. Wenn Du entspannt bist, dann nehmen die Spiegelneuronen im Gehirn Deines Kindes Deine positiven und entspannten Gefühle wahr und beginnen zu feuern. So werden Deine positiven Gefühle auch im Gehirn Deines Kindes wirksam und helfen, dieses neurobiologisch in eine optimale Entwicklungsstimmung zu versetzen.“

Also, wie oben schon erwähnt, Ihre guten Gefühle und Ihre Entspanntheit springen somit auf Ihr Kind über.

Das kennen wir doch alle, wenn wir genervt sind, schlechte Laune haben, einfach mies drauf sind, dann ist alles um uns herum auch schlecht gelaunt und die Welt ist grau. Deshalb sorgen Sie dafür, dass es Ihnen gut geht!

3. Bestätigen Sie die Handlungen oder das Gesagte Ihres Kindes. Wiederholen Sie, was Sie sehen oder was Sie verstanden haben. So fühlt sich Ihr Kind verstanden und wahrgenommen. Neurobiologisch geschieht hier ebenfalls viel: Wenn Sie den Satz, die Handlung oder das Verstandene richtig und mit einer angenehmen Stimme wiederholen, dann wird im Gehirn Ihres Kindes alles super abgespeichert und kann optimal wieder abgerufen werden. Außerdem wird das Dopaminsytem Ihres Kindes gut aktiviert und es fühlt sich gut.

4. Benennen Sie die Gefühle Ihres Kindes! Immer wieder stellen wir fest, dass viele Kinder – auch Jugendliche und sogar Erwachsene – sich schwertun, über ihre Gefühle zu sprechen. Sehr wahrscheinlich wurde im Kindesalter wenig über Gefühle gesprochen.

Wenn Ihr Kind Gefühlsregungen zeigt, es aber diese noch nicht so richtig benennen kann, dann benennen Sie das Gefühl, das Sie gerade bei Ihrem Kind erkennen. Dies sollte keine Frage sein, wie: „Bist Du traurig?“ sondern: „Ich sehe Du bist traurig, wütend, Du freust Dich….“.

Ihr Kind lernt so seine Gefühle kennen, es lernt diese auch in Worten auszudrücken. Vor allen Dingen fühlt es sich wahrgenommen und verstanden. Wenn Ihr Kind noch klein ist, lernt es sich so Schritt für Schritt selber kennen. Nur wenn Ihr Kind sich selber wahrnehmen und benennen lernt, wird es aus eigener Kraft auch seinen Platz in einer Gruppe Gleichaltriger finden können.

Auch für ältere Kinder und Jugendliche ist es wichtig, über die Gefühle zu sprechen. Hier raten wir ja immer wieder zum regelmäßigen Familienstammtisch, wo jeder auch die Möglichkeit bekommt, über seine Erlebnisse und Gefühle zu sprechen.

Nur wenn Kinder gelernt haben über Gefühle zu sprechen, werden Sie auch als Erwachsener gut über Gefühle sprechen können. Nur wenn ich weiß, dass ich traurig bin oder wütend, kann ich auch dagegen etwas tun.

5. Wenn Sie sehen, dass Ihr Kind sich freut, über ein schönes Spiel, das es gerade macht, eine Herausforderung, die es gerade gemeistert hat, dann halten Sie inne, bestätigen dies mit einem schönen Blick und teilen diese Freude mit Ihrem Kind. Auch hier werden wieder – laut Hüther – die Dopaminsysteme im Gehirn Ihres Kindes aktiviert und die laufenden Bahnen werden verstärkt.

Durch diese kleinen Veränderungen im Gespräch, im Umgang mit Ihrem Kind, entwickelt es so die Sprache, sein Selbstsicherheit, seine Selbstwirksamkeit, seine Selbstwahrnehmung und dadurch auch Schritt für Schritt seine Selbstregulation. So können Sie auf einfache Art und Weise bewusst die Persönlichkeitsentwicklung Ihres Kindes unterstützen, auch wenn Sie vielleicht nur 10 Minuten Zeit haben in diesem Moment.

Probieren Sie es aus. Und diese Tipps helfen auch im Gespräch mit Erwachsenen.

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