Laut einer Studie des Zentrums für Angewandte Gesundheitswissenschaften der Universität Lüneburg, wurden 31,2 % der deutschen Schüler schon mindestens einmal „schikaniert oder fertiggemacht“.
Der Ursprung des Begriffs Mobbing liegt im lateinischen mobile vulgus – „aufgewiegelte Volksmenge“.
Mobbing in der heute üblichen Verwendung leitet sich vom englischen „mob“ für Meute, randalierender Haufen her. „To mob“ heißt demnach pöbeln. Doch nicht jeder Krach, jede Streiterei, Schikane oder Ungerechtigkeit ist Mobbing.
Mobbing bezeichnet einen Prozess der systematischen Ausgrenzung und Erniedrigung eines anderen Menschen, die von einer oder mehreren Personen betrieben werden. Diese feindseligen Handlungen geschehen mit einer gewissen Regelmäßigkeit, also mindestens einmal die Woche und über eine bestimmte Dauer, d.h. mindestens ein halbes Jahr (aus http://eltern.lerntipp.at/mobbing.shtml).
Besonders gefährdet sind Kinder oder Jugendliche, die sich durch bestimmte Merkmale von der Gruppe abheben, wie z.B. durch eine Behinderung, durch Ihr Aussehen, durch die Sprache, durch äußere Auffälligkeiten, wie Haare, Kleidung, durch ihr Verhalten oder wenn sie aus einem anderen sozialen Umfeld kommen. Auch besonders engagierte oder leistungsorientierte können Opfer werden oder auch Menschen, die wenig Selbstbewusstsein oder Selbstvertrauen haben.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind. Nicht jedes Ärgern oder jede Hänselei ist gleich Mobbing. Stellen Sie allerdings fest, dass Ihr Kind über einen längeren Zeitraum und mit einer gewissen Regelmäßigkeit geärgert oder gemobbt wird, seien Sie aufmerksam.
Kinder, die gemobbt werden, reagieren ganz unterschiedlich:
- mit Rückzug, sind ängstlich und haben kein Selbstbewusstsein
- können schlecht schlafen
- täuschen Bauch- oder Kopfschmerzen vor, um nicht in die Schule gehen zu müssen
- sind sehr angespannt, wenn sie aus der Schule kommen
- bleiben zu Hause, verabreden sich nicht mehr
- im schlimmsten Falle werden sie zu Schulverweigerer und gehen nicht mehr zur Schule
Nehmen Sie Ihr Kind bitte ernst. Hören Sie auf die Signale, die Ihr Kind aussendet. Nicht alle Kinder reden über das Erlebte, zum einen aus Angst, zum anderen auch aus Scham. Ihr Kind braucht Ihre absolute Unterstützung. Sätze wie: „Stell Dich nicht so an!“ „Das wird schon wieder!“ sollten Sie vermeiden.
Haben Sie ein offenes Ohr. Wenn sich an der Situation nichts ändert und Ihr Kind eines oder mehrere der o.g. Symptome aufweist, reden Sie ggf. mit dem Lehrer oder der Schulleitung. Nicht ratsam ist es, den „Mobber“ selbst oder dessen Eltern anzusprechen. Das würde nur Ihrem Kind schaden, es wird dann als schwach hingestellt, das sich selbst nicht helfen kann.
Das können Sie tun!
Machen Sie Ihrem Kind klar, dass es selbst ganz in Ordnung ist, dass es nicht an ihm liegt, wenn ein anderer es ärgert oder schikaniert.
Der „Schikanierer“ hat oft selbst ein Problem und versucht durch das Ärgern anderer Kinder, von seinen eigenen Problemen abzulenken, um sich so stark zu fühlen.
Stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes. Wenn ein Kind geärgert oder gemobbt wird, schämt es sich meistens, verkriecht sich, steht allein in einer Ecke und hat den Kopf gebeugt. Es lässt alles tatenlos über sich ergehen und wird so nur noch mehr „Opfer“ von geärgert werden und Mobbing. Machen Sie Ihrem Kind klar, dass immer zwei dazugehören. Einer der ärgert und mobbt und einer der sich ärgern und mobben lässt.
Tipp 1
Das hat bei unseren Coachees schon ganz oft geholfen.
Sagen Sie Ihrem Kind:
„Das nächste Mal, wenn Dich jemand blöd anmacht, bleib ruhig. Lächle (nicht zu sehr) und frage in einem ganz normalen Ton: ‚Was genau ist die Absicht hinter Deinem Verhalten?‘ oder ‚Was beabsichtigst Du eigentlich damit?‘.
Am besten ist es, wenn andere das noch mitbekommen. Das funktioniert deshalb so gut, weil der „Mobber“ hier nur drei Möglichkeiten hat.
- Er erfindet irgendeinen Blödsinn, den auch andere als solchen entlarven und macht sich dadurch lächerlich.
- Er weiß keine Antwort und entschuldigt sich.
- Er sagt gar nichts und geht einfach wieder oder tut so, als wäre nichts gewesen.
Tipp 2
Natürlich ist das für ein Kind erst einmal eine sehr schwierige Lage. Üben Sie mit Ihrem Kind zu Hause solche Situationen. Machen Sie mit Ihrem Kind Rollenspiele, bei denen Ihr Kind lernt, „STOPP!“, „Hör auf!“, „Nicht mit mir!“ „Geh weg!“ zu sagen.
Spielen Sie Situationen durch. Gehen Sie z.B. energisch auf Ihr Kind zu. Achten Sie dabei, wie Ihr Kind reagiert. Geht Ihr Kind einen Schritt zurück, weicht es dem „Angreifer“ aus, duckt es sich? Solche Reaktionen bestärken den „Angreifer“, weiterzumachen. Üben Sie mit Ihrem Kind, dass es groß bleibt, einen Schritt nach vorne macht, den Arm ausstreckt und „STOPP!“ sagt. Üben Sie unterschiedliche Situationen immer und immer wieder.
Tipp 2
Ihr Kind fühlt sich klein, verkehrt und machtlos, wenn es geärgert oder gemobbt wird. Dann hat es wahrscheinlich auch solche Gedanken. Erklären Sie Ihrem Kind, was solche Gedanken machen. Das Gehirn hört alles, was es denkt oder sagt und wird immer versuchen, genau dabei zu unterstützen. Lassen Sie Ihr Kind stärkende Sätze sagen. Üben Sie auch das. Lassen Sie Ihr Kind sich dabei auf einen Stuhl stellen, es darf sich groß und stark fühlen. Lassen Sie Ihr Kind kraftvolle Sätze laut sagen, wie z.B.:
„Ich bin stark!“
„Ich bin toll, so wie ich bin!“
„Ich bin ok, so wie ich bin!“
„Ich bin wertvoll!“
„Egal, was andere sagen, ich bin wertvoll, genauso wie ich bin!“
„Ich bleibe ruhig, wenn andere mich ärgern!“
„Ich darf „STOPP – Lass das!“ sagen!“
Tipp 4
Oftmals sind Kinder, die alleine auf dem Pausenhof stehen oder schlecht Anschluss finden, Ziel von Ärgern und Mobbing. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass es gut ist, sich anderen Kindern anzuschließen. Üben Sie auch das in kleinen Rollenspielen zu Hause, wie es andere Kinder ansprechen soll. Auch wie Ihr Kind reagieren soll, wenn es abgewiesen wird. Erklären Sie ihm, dass das eine Kind vielleicht gerade einen schlechten Tag hatte und Ihr Kind deshalb nicht mitspielen ließ. Auch das hat nichts mit Ihrem Kind zu tun. Es darf am nächsten Tag noch mal fragen.
Tipp 5
Vielleicht ist Ihr Kind auch in einem Sportverein oder spielt ein Musikinstrument. Es ist richtig gut darin. Besprechen Sie, welche Talente Ihr Kind hat, wie toll es im Verein Anschluss findet, wie toll es das Musikinstrument spielen kann. So erkennt es, welche tolle Fähigkeiten es ja doch hat, dass es Menschen gibt, die sein Talent erkennen, dass es vollkommen in Ordnung ist. Vielleicht ist der „Mobber“ auch einfach nur neidisch, auf das, was Ihr Kind kann.
Tipp 6
Ja, Ihr Kind ist in Ordnung, es darf sich selbst so annehmen, wie es ist. Es ist etwas ganz Besonderes. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es immer jemanden gibt, der schöner, klüger, schneller, dünner, dicker, größer, kleiner ist, der bessere Noten hat, besser im Sport ist. Aber Ihr Kind ist einzigartig.
Und überlegen Sie gemeinsam, welche Vorteile es vielleicht auch hat, wenn es der Größte, der Kleinste, der Jüngste, der etwas Dickere oder der etwas Dünnere ist. Überlegen Sie verschiedene Antwortmöglichkeiten. Auch das können Sie mit Ihrem Kind wieder üben und einstudieren. Machen Sie Ihr Kind „schlagfertig“!
Es gibt nichts Schlimmeres als zu sagen: „Stimmt doch gar nicht!“. Das wird den „Angreifer“ noch mehr antreiben, weiterzumachen. Üben Sie mit Ihrem Kind Antworten, die den „Mobber“ irritieren, mit denen er nicht rechnet.
Matthias Pöhm hat in seinem Buch: „Schlagfertig auf dem Schulhof! Wie man Großmäulern clever Paroli bietet!“ tolle Möglichkeiten aufgezählt, wie Kids schlagfertig reagieren können, um dem Angreifer „den Wind aus den Segeln zu nehmen“. Wir finden das ganz toll und deshalb geben wir sehr gerne davon etwas weiter. Vielen Dank Mattias Pöhm.
Herr Pöhm spricht von fünf Abwehrstrategien
Angenommen, es sagt jemand zu Ihrem Kind:
„Du stinkst!“
Dann kann Ihr Kind so reagieren
Übertreiben :
Es stimmt zu und übertreibt dann maßlos. Beispiel: „Stimmt, aber warte, bis ich die Schuhe ausziehe“.
Ironisieren :
Ihr Kind macht eine ironische Kurzbemerkung im gleichgültigen Tonfall. Das zeigt, der Angriff berührt Ihr Kind nicht. Beispiel: „Was du nicht sagst!“.
Kontern :
Ihr Kind sagt etwas, womit der andere selbst schlecht dasteht. Aber so formuliert, dass er erst überlegen muss. Beispiel: „Da passen wir ja gut zusammen. Du bist halt mein Vorbild!“.
Verwirren :
Ihr Kind wechselt das Thema. So, dass der andere denkt, er hätte gerade irgendwas nicht kapiert. Beispiel: „Aber das reimt sich doch gar nicht!“.
Ins Leere laufen lassen :
Ihr Kind zieht in seiner Antwort aus dem Angriff einen Nutzen, der möglichst absurd ist. Beispiel: „Da bleiben mir unangenehme Leute wenigstens vom Hals!“.
Ein weiteres Beispiel:
Angenommen zu Ihrem Kind sagt jemand:
„Du wirst ja immer dicker!“:
Übertreiben
„Stimmt, deshalb konnte das Flugzeug gestern gar nicht abheben wegen mir!“
Ironisieren
„Hey, super! Du bist der erste, der das korrekt erkannt hat!“
Kontern
„Leidest Du darunter?“
Verwirren
„Heute haben wir Vollmond!“
Ins Leere laufen lassen
„Da bekomme ich beim Duschen wenigstens keine nassen Füße!“
Versuchen Sie unsere Tipps umzusetzen, damit Ihr Kind allmählich lernt, aus seiner Opferrolle herauszukommen.
Wenn das alles nichts nützt, dann zögern Sie nicht, professionelle Hilfe für Ihr Kind aufzusuchen.