Unser Gehirn ist das wichtigste Organ!
In unseren bisherigen Blogartikeln und unseren kostenlosen Informationen, kommt immer mal wieder die Sprache auf das Gehirn. Ganz klar – wir beschäftigen uns ja viel mit den Themen: „“Wie kann ich besser und leichter lernen?“, „Wie kann ich mich besser konzentrieren?“, „Wie kann ich meine Gedanken verändern?“ – das hat ja alles mit dem Gehirn zu tun.
Unser Gehirn ist etwas ganz Tolles. Etwas, das noch nicht in seiner ganzen Vielfalt erforscht ist. Dennoch ist es spannend, was Gehirnforscher inzwischen über das Gehirn berichten. Es ist ein Organ, das sehr komplex ist. Und wir können mit unserem Tun, mit unserem Handeln und mit unseren Gedanken Einfluss nehmen. Wir können unsere Gehirnstrukturen verändern, wir können Spuren hinterlassen in unserem Gehirn. Allerdings entstehen „Pfade“ im Gehirn nur dann, wenn wir diese „Wege“ immer wieder gehen.
Jede Information hinterlässt eine kleine Spur.
Stellen Sie sich eine große Wiese mit frischen Schnee vor. Am Ende der Wiese auf der linken Seite befindet sich ein Kiosk. Sie sind schon eine Weile gegangen und haben Durst. Sie entscheiden sich, über die Wiese zu gehen. Ihre Schritte hinterlassen Spuren. Wenn Sie am Kiosk dann später einen anderen Weg und nicht mehr über die Wiese zurückgehen, wird Ihre Spur allmählich verschwinden. Gehen Sie auf dem gleichen Weg zurück, wird die Spur stabiler und fester. Jetzt kommen vielleicht auch noch andere und gehen diese „Spur“. Der Weg wird breiter und immer mehr zu sehen sein. Weil am Kiosk viel getrunken wird, wird auch das WC benutzt, das auf der rechten Seite der Wiese steht. Jetzt gehen die Menschen zu dem WC und gehen nun einen anderen Weg über die Wiese. Es entsteht eine neue Spur. Und je mehr Menschen über die Wiese gehen, je mehr Spuren, Verknüpfungen und Kreuzungen gibt es.
Und so ist es auch im Gehirn. Je mehr Spuren und Pfade wir im Gehirn anlegen, je mehr können wir an bestehendes Wissen anknüpfen. Wir müssen nicht immer neue Spuren legen und diese dann mühsam verbreitern.
Deshalb finden wir es einmal interessant, einen kleinen Einblick in das Gehirn zu geben. Einige wertvolle Informationen aus Publikationen von Dr. Manfred Spitzer. Dr. Manfred Spitzer ist einer der bedeutendsten deutschen Gehirnforscher. Wir durften ihn schon einmal live in Limburg erleben. Er kann unheimlich toll und anschaulich das Gehirn erklären.
Manfred Spitzer sagt, dass das Gehirn unser wichtigstes Organ ist. Natürlich sind Herz und Nieren ebenfalls wichtige Organe. Er sagt: (zitiert aus seinem Buch „Digitale Demenz“)
„Sie haben nicht ein Gehirn, so wie Sie ein Herz oder zwei Nieren haben. Nein, Sie sind Ihr Gehirn. Deshalb ist das Gehirn Ihr wichtigstes Organ. Ihr Gehirn ist das einzige Organ, bei dessen Transplantation (wenn es machbar wäre) Sie lieber Spender als Empfänger wären. Wenn man Ihnen ein neues Herz oder eine neue Niere implantiert, sind Sie danach noch derselbe. Würde man Ihnen jedoch ein Spendergehirn implantieren, würde der Spender nach der Operation aufwachen, in den Spiegel schauen und sich wundern, dass er so aussieht wie Sie. Sie selbst wären nicht mehr existent.
Denn das, was Sie ausmacht, ist nicht die körperliche Hülle, sondern Ihr Leben, Ihre Erfahrungen. Und all dies ist in Ihrem Gehirn angesiedelt.
Ihr Erleben, Fühlen, Denken und Handeln hinterlassen Spuren in Ihrem Gehirn, Gedächtnisspuren, wie man sie seit mehr als hundert Jahren nennt. Wie gut diese Bezeichnung passt, wurde erst durch die moderne Neurowissenschaft so richtig deutlich: Dadurch, dass elektrische Impulse über Nervenverbindungen (Synapsen) laufen, verändern sich diese Synapsen und leiten besser. Dies bewirkt langfristig, dass die Impulse sich Trampelpfade durch Ihr Gehirn bahnen. Diese Trampelpfade sind strukturelle Spuren, also keine theoretischen Gefilde. Das Ausbilden der Spuren wird gehirnbiologisch seit Jahrzehnten genauestens untersucht und als Neuroplastizität bezeichnet. Es gibt aber dafür einen ganz einfachen Namen: LERNEN.
Wer in seinem Leben viel gelernt (nicht „gepaukt“, sondern wirklich erlebt und verarbeitet) hat, der hat viele Spuren in seinem Gehirn, die es ihm ermöglichen, sich in der Welt zurechtzufinden und effektiv zu handeln. Man sagt auch: Er ist geistig „auf der Höhe“.
Ein Kind fängt schon im Mutterleib an zu lernen. Es hört die Stimme der Mutter, kann diese auch nach der Geburt zuordnen. Es wurden Studien durchgeführt, bei denen Müttern während der Schwangerschaft bestimmte Musikstücke immer wieder vorgespielt wurden. Die Babys reagierten auf diese Musik, als sie auf der Welt waren.
Ein Kind lernt in den ersten Lebensjahren so viel, in dem es neugierig seine direkte Umwelt erforscht. Es probiert Dinge immer wieder aus. Ein Baby lässt ja liebend gerne einen Gegenstand auf den Boden fallen und wenn Sie in aufgehoben haben, dann lässt es ihn wieder fallen. Es schaut dem Gegenstand nach und lernt so, dass ein Ding nach unten fällt, wenn es dieses loslässt. Würde es das nur einmal machen, hätte es diese Tatsache schnell vergessen. Aber durch dieses Wiederholen der Handlung, entstehen Spuren, dann Pfade und so lernt das Kind.
Kinder sind „wiss- und lerngierig“. Stellen Sie sich vor, Ihr Kind hätte nach seinem ersten Versuch, laufen zu lernen, aufgegeben. Dann könnte es heute noch nicht laufen. Aber nein, es probierte es immer wieder, sich hochzuziehen, einen ersten Schritt zu machen, um dann wieder auf den Popo zu fallen. Durch dieses immer wieder Ausprobieren, entstehen diese Spuren und Pfade und das neuronale Netzwerk feuert, bis das Kind das zu Erlernende kann. Und jetzt sind diese Pfade so fest, dass das Kind nicht mehr daran denken muss, wie es läuft, sondern es läuft einfach. Das Gehirn erinnert sich und holt sich die entsprechenden Informationen. Das geht natürlich so schnell, dass das Kind davon nichts mitbekommt.
Und so zieht es sich durch das ganzes Leben. Dinge immer wieder tun, erfahren, fühlen, begreifen. Wenn man etwas richtig gelernt hat, dann sagt man: „Ich habe es begriffen!“ Das ist Lernen, wie Dr. Manfred Spitzer das so schön sagt.
Lernen bedeutet Erfahrungen sammeln. Ein Kind lernt durch Nachahmung und macht so seine ersten Erfahrungen. Wenn es älter wird, greift es auf die Erfahrungen zurück und lernt damit umzugehen. Aber immer im Zusammenhang mit dem Tun. Also Lernen und Handeln gehören zusammen. Deshalb ist auch die Gemeinschaft so wichtig. Gemeinschaft innerhalb der Familie, Gemeinschaft im Kindergarten, Gemeinschaft in der Schule, dieses Miteinander Tun und Erleben.
Es gibt den Ausspruch „das ist kinderleicht“ oder „Kinder lernen viel leichter“! Das liegt daran, weil Kinder nicht dasitzen und nur zuhören, sondern sie sind in Bewegung, sie sind in Aktion, sie lachen und haben Spaß dabei. Und das Gehirn lernt am besten und am liebsten, wenn es Spaß und Freude empfindet und in Bewegung ist.
Wir haben es schon immer mal wieder geschrieben, dass Bewegung und Gehirnentwicklung untrennbar zusammengehören.
Hier noch ein kleiner Ausschnitt aus dem Buch „Lernen“ von Dr. Manfred Spitzer:
„Bei der Geburt sind bereits alle Neuronen (=Nervenzellen) vorhanden. Was noch fehlt sind die Nervenverbindungen. Die Entstehung der Nervenverbindungen, also die „Verdrahtung“ des Gehirns, nennt man Lernen.
Und das geschieht überall, während unseres ganzen Lebens. Und damit das Gehirn sich immer mehr „verdrahtet“, ist es wichtig, es zu beschäftigen, damit die Synapsen, die Verbindungen zwischen den einzelnen Nervenzellen, so richtig feuern können.“
Tipp 1:
Sorgen Sie deshalb dafür, dass Ihr Kind sich ausreichend bewegt. Lassen Sie es eine Sportart erlernen. Gut ist es, wenn Ihr Kind Vieles ausprobiert. Achten Sie auch während der Hausaufgaben oder dem Lernen für eine Arbeit, dass Ihr Kind immer wieder kleine Bewegungseinheiten macht.
Bauen Sie Braingym Übungen zwischendurch ein.
Lassen Sie Ihr Kind auf dem Trampolin hüpfen, während es das 1 x 1, Englisch-Vokabeln oder schwierige deutsche Wörter lernt.
Lassen Sie Ihr Kind beim Lernen im Raum umhergeben.
Tipp 2:
Machen Sie mit Ihrem Kind immer wieder Spiele, wie
- Stadt – Land – Fluss – hier können Sie sich selbst Vorlagen machen, je nach Alter des Kindes
- ABC Listen – diese sind so richtig toll, um das Gehirn zu vernetzen – eine Vorlage können Sie hier
Tipp 3:
Seien Sie ein aufmerksamer Zuhörer. Nehmen Sie wahr, wie es Ihrem Kind geht. Gehen Sie auf die Gefühle Ihres Kindes ein. Kinder lernen viel von dem, was sie erleben.
Hier haben wir für Sie ein paar sehr schöne Worte von Dorothy Law Nolte (1924 – 2005)